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Karte

 
     
  graphische Repräsentation georäumlichen Wissens auf der Basis kartographischer Abbildungsbedingungen. Die Kartographische Repräsentation macht Wissen für die gedankliche Verarbeitung durch den Kartennutzer verfügbar. Durch die graphische sowie digitale, taktile oder akustische Präsentation kann dieses Wissen in Form von Informationen übertragen werden, indem in der Karte das georäumliche Wissen selbst, das die Bedeutung von Daten oder anderer Angaben durch die Objekte, Zustände oder Sachverhalte des Georaumes umfasst, dargestellt wird. Durch die kartographische Abbildungsbedingungen werden schliesslich die spezifischen Strukturen des repräsentierten Wissens in der Karte gegenüber der Realität und gegenüber anderen Medien festgelegt bzw. unterschieden (kartographische Abbildung). Dies sind das Verkleinerungsverhältnis zwischen Georaum und Karte, definiert als Kartenmassstab, die Verebnung der gewölbten Oberfläche des Erdkörpers (Sphäroid) in die Kartenebene mit Hilfe von Kartenprojektionen (Kartennetzentwürfe), die perspektivische Abbildung der georäumlichen Geländeoberfläche aus senkrechter Sicht parallelperspektivisch, die lagemässige Verortung (Georeferenzierung) von Punkten der Erdoberfläche mit Hilfe von sphärischen, polaren oder kartesischen Koordinatensystemen sowie die graphische Referenzierung von gedanklich abstrahierten geometrischen und sachbezogenen Sachverhaltsmerkmalen mit Hilfe von visuell-optischen Assoziationen und Analogien in Form von kartographischen Zeichen.


Aufgrund der mit den Abbildungsbedingungen und den Repräsentationseigenschaften von Karten verbundenen Theorie-, Methoden- und Modellbildung der Kartographie weisen kartographische Medien einen eindeutigen Modellcharakter auf. Die Wirkung des Mediums Karte, auch gegenüber anderen Medien, resultiert aus der Kombination dieser spezifisch kartographischen Abbildungsbedingungen (kartographische Medien). Die zentralen Bedingungen sind die bildhafte Grundrissbezogenheit abgebildeter Informationen und die massstäbliche Verkleinerung des Georaumes. In perzeptiver Hinsicht wird dadurch ein fokussierter und komprimierter Eindruck des Raumes erzeugt, der einen unverzerrten, einheitlichen Überblick über sonst nicht zusammenhängend einsehbare Raumbereiche ermöglicht. In kognitiver Hinsicht wird dieser Überblickscharakter der Karte noch durch eine erhebliche Reduzierung und Spezialisierung des Merkmalangebotes der Realität verstärkt. Die Gründe für diese Einschränkungen liegen zwar überwiegend in den begrenzten Abbildungsmöglichkeiten graphischer Mittel, führen aber dazu, dass inhaltliche und räumliche Zusammenhänge schnell, umfassend und vergleichbar kognitiv aufgenommen und verarbeitet werden können. Dies macht die Bedeutung des Mediums Karte aus. Aus dem spezifischen Abbildcharakter von Karten ergeben sich allerdings verschiedene Einschränkungen bei der Verarbeitung repräsentierten Wissens. So sind aufgrund der einseitig grundrissbezogenen Abbildung und aufgrund der vom Kartennutzer nicht immer einsehbaren, aus der Verkleinerung resultierenden Verzerrungen realer Raumstrukturen erhebliche gedankliche Leistungen erforderlich, um diese abbildungsbedingten Wirkungen nivellieren zu können. Die Relevanz und damit die Nutzung von Karten ergibt sich aus der fragestellungs- und problemorientierten Auswahl georäumlicher Themen, verbunden mit spezifischen Präsentationen kartographischer Medien. Aus historischer Sicht hat in den letzten zweitausend Jahren ein erheblicher Wandel bei dem in Karten abgebildeten Wissen und den damit im Zusammenhang stehenden Kartennutzergruppen stattgefunden. In neuerer Zeit hat sich das Wissenspektrum und die Anzahl der Bereiche, in denen dieses genutzt wird, gegenüber früher erheblich ausgeweitet. Die wichtigsten Anwendungsbereiche von Karten sind dabei die Geowissenschaften einschliesslich der Geographie, Umweltwissenschaften, die mit georäumlichen Daten arbeiten, die Geschichtswissenschaften, die Geodäsie und die Planungswissenschaften, behördliche Bereiche, Versorgungs-, Verkehrs- und Ingenieurbereiche sowie Bereiche der Bildung, der Medien und des Tourismus. Karten dienen der Unterstützung der Arbeit in diesen Bereichen. Sie lassen sich häufig aufgrund ihres themenspezifischen Namens wie geowissenschaftliche Karten, Umweltkarten oder Planungskarten unmittelbar den entsprechende Bereichen zuordnen (Kartenklassifikation). Im Zusammenhang mit der Herstellung und Nutzung von Karten im Rahmen von Informations-, Auskunfts-, Navigations-, Lernsystemen etc. können die Anwendungsbereiche von Karten nicht mehr so eindeutig abgegrenzt werden, da das Wissen, das in Karten abgebildet bzw. im Rahmen der Systeme verwaltet und bearbeitet wird, fachübergreifend und interdisziplinär genutzt wird. Aus diesem Grund werden Nutzungsgebiete von Karten in funktionaler und tätigkeitsorientierter Hinsicht unterschieden, wie etwa in Gebiete der Kartierung, Navigation und Orientierung, wissenschaftlicher Informationsverarbeitung und Simulation, Archvierung und Dokumentation, Führung und Leitung sowie Unterrichtung und Lernen. Aus der Nutzung von Karten hat sich deren graphischer Aufbau entwickelt. Neben dem eigentlichen graphischen Kartenbild mit textlichen Erläuterungen und georäumlichen Festlegungen durch Linien von Kartennetzen oder Koordinatenangaben kommt vor allem der Kartenlegende (Legende)als erläuternder Bereich eine wichtige Funktion zu. Sie besteht in der Regel aus einem Kartentitel, einer Angabe zum Kartenmassstab und als zentraler Teil aus sprachlichen und ggf. numerischen Erläuterungen der Bedeutung der in der Karten verwendeten Kartenzeichen.


Die konzeptionelle und technische Herstellung von Karten hat sich in den letzte Jahrhunderten erheblich verändert (Kartenherstellung). So ist es aufgrund der häufig komplexen Thematiken und der erforderlichen Einbindung in aufgabenbezogene Kommunikationsabläufe nicht mehr möglich Karten auf der Basis individueller Erfahrens- und Wissenspotentiale zu konzipieren und technisch herzustellen. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der kartographischen Zeichentheorie und der kartographischen Informatik werden Erkenntnisse über abzubildene Datenstrukturen, über Zeichensysteme, über die Referenzierung datenbezogenen Wissens in Kartenmustern und die graphische Gestaltung und Repräsentation von Karten mit Hilfe von kartographischen Modellen formal beschrieben und diese im Rahmen von kartographischen Modellierungsprozessen, meistens rechnergestützt, für die konkrete Herstellung von Karten genutzt. Auch der Nutzungsprozess von Karten wird in Form von Kommunikationsmodellen formalisiert und für den Nutzer im voraus im System zu individuellen Anwendung angelegt.
 
 

 

 

 
 
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