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Paläoklimatologie

 
     
  Lehre vom Klima im Verlaufe der Erdgeschichte (historische Paläoklimatologie) und die Klärung der Ursachen des Klimawandels (genetische Paläoklimatologie) aufgrund von geologischen Klimazeugen sowie Modellrechnungen. Ausgehend vom Verständnis des heutigen Klimas wird versucht, das Klima der Vergangenheit zu rekonstruieren, was wiederum die Grundlage zur Modellierung des künftigen Klimas vor dem Hintergrund anthropogener Einwirkungen darstellt. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert wurden vereinzelt geologische Befunde mit geänderten Klimaverhältnissen in Verbindung gebracht, so von Robert Hooke 1686 (wärmeres Klima in Südengland aufgrund von Jurafossilien) oder von Alexander v. Humboldt 1823 (Vulkanismus als Grund für wärmeres Klima). Nachdem Charles Lyell 1833 Klimafaktoren wie die Land-Meer-Verteilung und Meeresströmungen als wichtig erkannt hatte und sich 1875 die Eiszeittheorie von Otto Torell durchsetzen konnte, wurden von Milutin Milankovic´ 1920 Berechnungen zu den Erdbahnparametern veröffentlicht, die bis heute ihre grundsätzliche Gültigkeit behalten haben. In der Paläoklimatologie stehen eine Vielzahl, teilweise sehr genauer Methoden zur Verfügung wie die Rekonstruktion mit Hilfe von Eiskernbohrungen im Polareis und Tiefseesedimentbohrungen. Dabei muss die paläoklimatologische Information immer mittels geeigneter Transferfunktionen in Klimainformationen umgesetzt werden. Die zeitliche Zuordnung ist nicht immer einfach. Wichtige Teilgebiete der Paläoklimatologie sind die Dendroklimatologie und die klimatologische Pollenanalyse. Die maximale Reichweite der Paläoklimatologie mit Hilfe geomorphologischer Methoden liegt bei 3,8 Mrd. Jahren (Tab.). Als geologische Klimazeugen für kaltes Klima gelten glaziale Sedimente und Formen wie z.B. Moränen, Tillite, Kare, Gletscherschliffe, Lagen von dropstones sowie periglaziale Sedimente und Formen. Hierzu gehören u.a. Kryoturbationen, Eiskeilpseudomorphosen, Löss, glazifluviatile Terrassen und paläontologische Funde. Auf warmes Klima kann durch die Lage der Riffgürtel und Fossilien, auf humides durch Lignite und die Tonmineralzusammensetzung und Ausbildung von Verwitterungsdecken geschlossen werden. Zum Erkennen arider Klimabedingungen eignen sich u.a. Verwitterungsbildungen, Evaporite oder Dünen. Bei der Deutung der Klimazeugen sind die jeweilige Breitenlage, die paläogeographische Situation und die vormalige Höhenlage der Fundlokalität zu berücksichtigen. Hilfreich sind ausserdem Messungen von Sauerstoffisotopen, die Angaben zur Temperatur des Ozeanwassers und die in Form von Eis gebundene Wassermenge liefern. Dateneustatischer Meeresspiegelschwankungen oder Küstenterrassen können ebenso Indikatoren für das Paläoklima darstellen. Besonders für das Känozoikum ist die Paläobotanik von Wichtigkeit, da sie faziesunabhängig (Fazies) ist und bei geeignetem Ablagerungsmilieu regional sowie zeitlich hochauflösende Informationen liefert.

PaläoklimatologiePaläoklimatologie (Tab.): Übersicht der paläoklimatologischen Rekonstruktionsmethoden.
 
 

 

 

 
 
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