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Asbest

 
     
  [von griech. asbestos=unauslöschbar], Sammelbezeichnung für faserige Varietäten natürlich vorkommender Silicate aus der Amphibolgruppe und der Gruppe der Serpentin-Minerale. Asbest kommt weltweit in basischen und ultrabasischen (kieselsäurearmen) Gesteinen (Diabas, Serpentinit, Gabbro u.a.) vor. Nutzbare Lagerstätten liegen in Kanada, Südafrika, Russland, China und Korea. In der Mineralklasse der Silicate gibt es zwei Gruppen, in denen Asbest auftritt: Blatt- oder Phyllosilicate (Serpentinasbest) und Ketten- oder Inosilicate (Amphibolasbest). Charakteristisch für Asbest ist seine kristalline Faserstruktur, wodurch er sich von den künstlichen Mineralfasern unterscheidet, die u.a. als Wärmedämmstoffe eingesetzt werden (Steinwollen, Glaswollen, Keramikfasern), und bei denen es sich um nicht kristalline Strukturen (Gläser) handelt. Die extrem ausgebildete Eigenschaft der faserigen Teilbarkeit bei mechanischer Beanspruchung durch Aufspleissen entlang der Längsachse in immer dünnere lungengängige Fasern und Fibrillen und die extrem geringe Biolöslichkeit sind der Grund für seine Einstufung als krebserzeugender Gefahrstoff. Durch Bearbeitung und Zerstörung asbesthaltiger Produkte, aber auch durch klimatische Einflüsse, Alterung und Zerfall kann Asbeststaub an die Atemluft abgegeben werden. Asbest in Form von Feinstaub kann bis in die Lungenbläschen gelangen und im Bereich von Lunge sowie Zwerch-, Rippen- und Bauchfell zu schweren Erkrankungen wie Asbestose, Mesotheliombildung und Krebs führen. Die durch natürliche Verwitterung und durch industrielle Aktivität freigesetzten Fasern zirkulieren in der Atmosphäre rund um die Erde. Atembare Asbestfasern waren schon in der Steinzeit Bestandteil der Atmosphäre. Japanische Messungen in der Antarktis belegen für Asbest Konzentrationen von mehreren Fasern je Liter Eis für mehr als 10.000 Jahre vor heute, für 1930 und für 1970. Bearbeitete Steinwaren weisen auf die ersten anthropogenen Einträge von Asbestfasern in die Atmosphäre hin. Asbestverarbeitung im Altertum und zur Zeit Karls des Grossen ist bekannt. Asbestfasern werden nicht nur durch Verwitterung aus magmatischen und metamorphen Gesteinen freigesetzt (Serpentin, Hornblende), sondern auch aus Sedimentgesteinen und aus Böden. Die Freisetzung wird vom Menschen verstärkt, z.B. durch Bodenbearbeitung, Verkehrswegebau, Steinbruchsbetrieb. Für verfilzten Asbest gibt es viele volkstümliche Bezeichnungen wie Bergleder, Bergflachs, Bergfleisch, Bergfilz, Berghaut, Bergschleier, Bergpapier usw.


Anwendungstechnische Eigenschaften von Asbest sind Feuer- und Säurestabilität, Verrottungsfestigkeit, Verspinnbarkeit, mechanische Festigkeit, Wärmedämmvermögen, gute Benetzbarkeit und höchste spezifische Oberfläche. Anwendungsgebiete sind Asbestzementprodukte (gepresst mit Bindemitteln ergeben sie Dachplatten), Böden und Rohre, Dichtungsmaterialien, Brems-und Kupplungsbeläge, Formmassen und andere Industrieprodukte. Der technische Asbest ist zu 95% Chysotilasbest (Tab.). Die Bewertung beim Abbau erfolgt nach Faserlänge und Spinnfähigkeit. Faserlänge bis 1 m, meist 1-2 cm, aber auch noch viel kürzere Sorten sind gewinnungsfähig. Herstellung, Inverkehrbringen und Verwendung von Asbest, asbesthaltigen Zubereitungen und Erzeugnissen ist in Deutschland seit dem 1. November 1993 durch die Gefahrstoffverordnung und die Chemikalienverbotsverordnung weitgehend verboten. Vor dem 1. November 1993 war die Herstellung und Verwendung von Asbest in Deutschland durch das seit 1990 geltende Expositionsverbot von Beschäftigten gegenüber Asbest-Feinstaub erheblich eingeschränkt. Ausgenommen von den Verboten sind unter anderem Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten (ASI-Arbeiten) an bestehenden Anlagen, Fahrzeugen, Gebäuden, Einrichtungen oder Geräten. Diese Asbest-Altlasten sind auf die sorglose und verschwenderische Verwendung von Asbest in den Jahren vor Inkrafttreten des Expositionsverbots zurückzuführen, obwohl bereits damals vor der krebserzeugenden Wirkung von Asbest-Fasern gewarnt wurde.

AsbestAsbest (Tab.): Übersicht über die Asbeste.
 
 

 

 

 
 
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