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AAR, eine auf der zeitabhängigen Umwandlung optisch aktiver Aminosäuren beruhende chemische Altersbestimmung. In Lebewesen kommt nur der biologisch aktive L-Enantiomer (polarisiertes Licht wird von ihm nach links=levo gedreht) vor, der sich nach dem Absterben in den energetisch günstiger konfigurierten D-Enantiomer (polarisiertes Licht wird von ihm nach rechts =dextro gedreht) umwandelt. Dieser Vorgang (Razemisierung, wenn das Gesamtmolekül betroffen ist, Epimerisierung, wenn nur einzelne Atomgruppen beteiligt sind) schreitet fort, bis beide Enantiomere in gleicher Konzentration vorliegen und ist in seiner Geschwindigkeit abhängig von Temperatur, pH-Wert, chemischen Verwitterungsprozessen und der hydrolytischen Zersetzung der Proteine (Zerfall in einzelne Aminosäuren). Für die Datierung werden die Aminosäuren gaschromatographisch analysiert. Die starke Temperaturabhängigkeit des Umwandlungsprozesses macht die Bestimmung der Razemisierungsrate für jede Lokalität unter Verwendung unabhängiger Datierungen erforderlich. Der Datierzeitraum umfasst einige 100.000 Jahre bei einer Genauigkeit von 2-10%. Als Material für die Datierung finden Knochen, Zähne, Mollusken, Foraminiferen und Holz Verwendung, wobei Proben aus Permafrostgebieten, aus Höhlen oder aus der Tiefsee wegen der Temperaturkonstanz gut geeignet sind. |
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