Lexikon Geologie Geografie Geowissenschaften  
Suche :        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   #   

 

 
 

Polwanderungskurven

 
     
  Polwanderung, Verlauf der Wanderung des magnetischen Pole. Wenn man aus den Werten für die Deklination und Inklination sowie aus den geographischen Längen und Breiten der einzelnen geomagnetischen Observatorien mit Hilfe der Formel für einen Dipol die virtuellen geomagnetischen Pole (VGP) berechnet, erhält man eine Punktwolke im Norden Kanadas in der Nähe des Durchstosspunktes der um etwa 11º gegen die Rotationsachse der Erde geneigten Dipolachse. Mittelt man jedoch über die Richtungen der charakteristischen Remanenz (ChRM) von Gesteinen aus allen Teilen der Welt, die in den letzten etwa 20.000 Jahre gebildet wurden, so erhält man eine Punktwolke um den geographischen Nordpol, also um den Rotationspol der Erde. Dies zeigt, dass im Mittel über diesen im Vergleich zur Erdgeschichte sehr kurzen Zeitraum das Magnetfeld der Erde durch einen axialen, geozentrischen Dipol beschrieben werden kann. Berechnet man aus den ChRM-Daten älterer Gesteine die mittleren virtuellen geomagnetischen Pole, so stellt man fest, dass sich diese mit zunehmendem Alter immer weiter vom Rotationspol entfernen. Für jeden Kontinent (Eurasien, Nordamerika, Afrika, etc.) folgen die virtuellen geomagnetischen Pole einem anderen Verlauf, der als scheinbare Polwanderungskurve bezeichnet wird. Die erste scheinbare Polwanderungskurve wurde Mitte der 1950er Jahre von englischen Wissenschaftlern für Grossbritannien erstellt (Abb. 1). Sie erweckt den Eindruck, als habe der magnetische Nordpol im Kambrium (vor etwa 500 Mio. Jahren) im Pazifik in der Nähe des Äquators gelegen. Aus der Zusammenschau der scheinbaren Polwanderungskurven aller Kontinente ergab sich jedoch, dass diese scheinbare Lage nur durch eine Wanderung der Kontinente selbst erklärt werden kann (Abb. 2). Mit Hilfe paläomagnetischer Daten ist es also möglich, die Kontinentalverschiebung zu rekonstruieren und zu quantifizieren. Neben den Verschiebungen der Kontinente gegeneinander lassen sich auch Anzeichen dafür ableiten, dass sich der Mantel gelegentlich auch als Ganzes gegenüber der Rotationsachse bewegte. Dies wird als wahre Polwanderung bezeichnet. Sie spielt jedoch neben der Kontinentalverschiebung eine untergeordnete Rolle.

PolwanderungskurvenPolwanderungskurve 1: erste scheinbare Polwanderungskurve für Grossbritannien (T=Tertiär, K=Kreide, J=Jura, Tr=Trias, P=Perm, C=Karbon, D=Devon, S=Silur, Kam=Kambrium, Pkam=Präkambrium).

PolwanderungskurvenPolwanderungskurve 2: vereinfachte scheinbare Polwanderungskurven der grossen Kontinentalschollen Eurasien, Nordamerika, Afrika, Indien, Australien der letzten etwa 300 Mio. Jahre (oberes Paläozoikum) (T=Tertiär, K=Kreide, J=Jura, Tr=Trias, P=Perm, C=Karbon).
 
 

 

 

 
 
Ein Bookmark auf diese Seite setzen:
 
 

 

 

 
 
<< vorheriger Begriff
 
nächster Begriff >>
Polwanderung
 
polychlorierte Biphenyle
 
     

Weitere Begriffe : Isograde amu Orogentyp

 

 
Startseite GeoDZ
Copyright © 2010 GeoDZ.com. All rights reserved.  Nutzungsbedingungen  |  Datenschutzbestimmungen  |  Impressum